Der Philae Tempel direkt am Nil
Einige der schönsten und am besten erhaltenen Tempel Ägyptens befinden sich auf der kleinen Insel Angílkia bei Assuan, südlich des Ersten Katarakts und etwa 3 km südlich des alten Damms. Wie bei den Tempelkomplexen von Abu Simbel und Kalabsha handelt es sich jedoch nicht um den ursprünglichen Standort der Tempel. Die Tempelanlage stand ursprünglich auf der berühmten Nilinsel Philae, die aufgrund eines kleinen Gewässers zwischen dem alten und dem neuen Damm unter Wasser versank. Dadurch gerieten die Kulturdenkmäler in Gefahr und mussten auf die Nachbarinsel Angílkia verlegt werden, die heute als Neu-Philae ein beliebtes Touristenziel ist. Die Tempelanlagen stammen ausschließlich aus spät- und griechisch-römischer Zeit. Die Gruppe ikonischer Gebäude auf Philae war das letzte große Heiligtum der altägyptischen Religion und der Abgesang der ägyptischen Tempelarchitektur.
Der Tempel der Göttin Isis
Das Besondere an der südlich von Assuan gelegenen Granitinsel Philae, die gern als „Perle Ägyptens“ bezeichnet wird, ist die Tempelstadt, die sich auf ihr erhebt und aus der ptolemäischen sowie römischen Herrschaftszeit datiert. Mit Inbetriebnahme des Assuan Staudamms wurde der Tempel der Isis jedoch vom Wasser überflutet. Deshalb versetzte man ihn auf die Nachbarinsel Agilkia. In der Tempelanlage wurdeneben Isis auch ihr Sohn Harpokrates verehrt. Das Bauwerk ist am Tag sehr eindrucksvoll, aber die abendliche Ton- und Lichtshow macht es zu einem romantischen, unvergesslichen Erlebnis.
Allgemeines zum Tempel von Philae
Ein Tempelkomplex in Ober-Ägypten, etwa 8 km südlich von Assuan, wird Tempel von Philae genannt. Die Tempelanlage steht seit geraumer Zeit auf der Insel Agilkia. Sie musste „umgesiedelt“ werden, da ihr ursprünglicher Standort, die Insel Philae etwa 600 m nordwestlich des heutigen Standortes, überflutet wurde. Heute steht der Philae Tempel, welcher der Göttin Isis geweiht ist, in der Mitte der Insel. Um den Tempel herum befinden sich einige Nebengebäude und kleiner Bauwerke, wie z.B. der Kiosk des Nektanebos I., der Trajan-Kiosk oder der kleine Tempel der Hathor.
Zur Geschichte des Philae Tempels
Eine genaue Rückdatierung auf den Baubeginn des Tempels ist heute nicht mehr möglich. Die ersten Belege stammen aus der Zeit 379 bis 360 v Chr., aus der Regierungszeit Nektanebos I. Er ließ den Tempel zu Ehren von Hathor bauen, zu dem der dekorierte Pavillion gehörte. Leider ist er nicht mehr erhalten und wurde bereits in der Antike entfernt.
Als „Perle des Nils“ wurde der Tempel der Isis auf der Insel Philae bekannt und berühmt. Viele Jahre konnte Isis in diesem imposanten Bauwerk verehrt werden und es galt als eines der besterhaltenen in Ägypten. Die Situation veränderte sich vollkommen, als in den Jahren 1898 bis 1902 im Norden des Isis-Tempels der Assuan-Staudamm gebaut wurde. Der Isis-Tempel wurde durch den Bau des Assuan Staudamms zum ersten Mal für mehrere Monate von den Fluten verschlungen. Die Insel Philae war vollkommen von Wasser bedeckt, sodass nur noch die obere Hälfte des Tempelkomplexes aus dem Wasser ragte. Mit jeder Dammerhöhung von Assuan versank die Tempelanlage ein Stückchen weiter im Wasser.
Erst im Jahr 1972 im Zusammenhang einer Rettungsaktion für Nubiens Denkmäler wurde der Umzug von Philae auf eine höher gelegene Fläche, nämlich auf die nordwestlich gelegene Insel Agilkia, durchgeführt. Dazu wurde der Tempel in 2 bis 25 Tonnen schwere Blöcke zersägt und an der neuen Stelle wieder originalgetreu aufgebaut. Von 1977 bis 1980 dauerte der „Umzug“ und seit dem Jahr 1979 steht die Tempelanlage von Philae auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten.
Der Philae Tempel und die Mythologie
Die Philae-Tempelanlage, vor allem der Tempel der Isis, ist von unzähligen Mythen umgeben. Eine Legende besagt, dass Philae der Platz ist, an dem die Göttin Isis das Herz ihres Mannes Osiris gefunden hat, nachdem dieser von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt wurde. Die Göttin Isis und ihre Schwester Nephthys sollen alle Teile Osiris gefunden und ihn wieder „zusammengesetzt“ haben. Osiris wollte jedoch nicht mehr im Diesseits bleiben und wanderte ins Jenseits. Kurz darauf wurde Isis schwanger und brachte den Gott Horus zur Welt. Im Inneren des Mammisi sind Reliefs zu finden, auf denen die Geburt Horus geschildert ist, Horus als Kind sowie seine Kindheit in den Deltasümpfen zu bewundern ist.
Der Tempel wurde zwar unter den Ptolemäern erbaut, jedoch bis in die Zeit der römischen Herrschaft weitergebaut. Isis wurde im Gebiet um den Katarakt als Herrin der Überschwemmung, im römischen Reich als Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe und Erlösung verehrt. Philae war eines der Hauptheiligtümer zu dieser Zeit, sodass der Tempelbetrieb erst in der ausgehenden Spätantike eingestellt wurde.
Die Tempelanlage von Philae
Der Kiosk des Nektanebos I., auch Pavillon genannt, wurde während dessen Regierungszeit 379 – 360 v. Chr. errichtet. Die Gebäude-Überreste, die im Südwesten der Insel Agilkia wiedererrichtet wurden, stellen den ältesten heute noch aufrecht stehenden Komplex dar. Der Kiosk besitzt einen rechteckigen Portikus, einen Säulengang, mit 14 Säulen, die mit der Darstellung der Göttin Hathor geschmückt sind.
Ptolemaios VIII. baute zwei Obelisken hinzu, von denen einer nun vor dem Herrenhaus Kingston Lacy in Dorset steht. Auf einer der Kiosk-Wände befindet sich ein Relief des Kindgottes Hor-pa-chered und ist der älteste Beleg für die Darstellung des Kindgottes in einem Tempel.
Die Bauten am Dromos
Dromos ist jener Platz am Isis-Tempel, der zu beiden Seiten von Säulen flankiert wird und der sich vor dem ersten Pylon befindet. Auf der Westseite findet man 32 Säulen, die mit Opferszenen geschmückt sind sowie eine Wand, die die Grenze zwischen Tempelkomplex und dem die Insel umgebenden Wasser bildet.
Der Haupttempel der Göttin Isis
Der Tempel der Isis ist der wichtigste Gebäudekomplex auf Philae. Eigentlich heißt er der Tempel der Isis und des Horuskindes und er gehört zu den besterhaltenen Tempeln in Ägypten. Nektanebos I. hat ihn erbauen lassen, also stammt der Tempel der Isis aus der Zeit der Ptolemäer. Die Reliefs sind typisch ptolemäisch, in seinem Grundriss weicht der Tempel jedoch von den Pendants aus derselben Zeit, wie z.B. dem Tempel in Edfu, stark ab. Waren die Tempel im alten Ägypten eigentlich streng axial ausgerichtet, weist der Isis-Tempel einen Achsenknick auf. Es kann gut sein, dass man dabei auf die Gegebenheiten der Insel rücksichtnehmen musste, auf die man die Erweiterungen des Tempelkomplexes errichtet.
Vor dem Isis-Tempel befinden sich zwei Pylone, von denen der erste 45,5 Meter breit und 18 Meter hoch ist. Auf ihm befinden sich große Reliefs, die Traditionen des alten Ägypten zeigen. Man sieht die im alten Reich und in der Frühzeit typischen Darstellung einer Feinderschlagung. Die Botschaft hinter der Darstellung war also die typische Feindabwehr. Außerdem sieht man noch Kulthandlungen rund um die Göttin Isis. Die Obelisken, die im alten Ägypten in gewohnter Weise vor den Pylonen standen, existieren leider nicht mehr.
Hinter dem Tor des ersten Pylons befindet sich der erste Vorhof. Auf seiner rechten Seite befindet sich einGebäude der Priesterschaft, auf seiner linken das Mammisi, das Geburtshaus. Es war dem Gott Horus, dem Kind von Isis und Osiris bestimmt. Die Hieroglyphentexten im Mammisi von Philae handeln von Hor-pa-chered, was so viel wie Horus, das Kind, also Horuskind bedeutet. Die Texte und Bilder erzählen von der göttlichen Geburt dieses Hor-pa-chered und dessen Jugend in den Schilfdickichten des Nildeltas rund um Assuan. Das Mammisi ist auch von Kolonnaden, deren Säulenschäfte sind mit Doppelkapitellen bekrönt sind. Auf jedem Pflanzenkapitell ist ein Hathorkopf-Sistrum-Kapitell aufgesetzt. Das Sistrum war ein metallenes Klapperinstrument im alten Ägypten.
Tor des Kaisers Hadrian und Tempel des Harendotes
Westlich des Isis-Tempels am Nilufer in der Nähe von Assuan befindet sich das Tor des Hadrian, einem römischen Kaiser und ein kleiner quadratischer Tempel - der Tempel des Harendotes. Harendotes ist eine Form von Gott Horus, der als Rächer bzw. Beschützer seines Vaters Osiris dargestellt wird. Leider sind beide Bauwerke nur mehr schlecht erhalten. Der Tempel steht im Bezug zum Osiris-Kult, der im alten Ägypten auf der Insel Bigga vollzogen wurde.
Der große Pavillon des Trajan
Am östlichen Nilufer, in der Nähe von Assuan, auf der Insel Philae bzw. Angilkia, gleich neben der Kai-Anlage, an dem damals die Barken mit den Kultbildern von Isis anlegten, befindet sich ein prächtiger Säulen-Kiosk aus der römischen Zeit. Der 20 m lange, 15 m breite und 15 m hohe Pavillion oder Kiosk des Trajan wurd während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98 bis 117 n Chr.) errichtet. Die Dekoration mit den Reliefs blieb zwar unvollendet, umso schöner ist dafür die Architektur, die den Trajan-Kiosk unvergleichlich macht. Im großen Pavillon von Trajan zeigt sich, wie sehr die alten Römer die Kunst im alten Ägypten respektierten.
Fazit zum Philae Tempel
Der Philae Tempel ist eine der schönsten und besterhaltenen Tempelanlage Ägyptens und steht auf der Insel Agilkia, nachdem er im Rahmen einer großen Umsiedelungs-Aktion bedingt durch den Bau des Assuan-Staudammes gerettet wurde. Ursprünglich stammte das Bauwerk auf der Insel Philae in der Nähe des kleinen Stausees zwischen dem alten und dem neuen Assuan-Staudamm.
Philae war im Altertum eine bedeutende Kult- und Wallfahrtsstätte der Göttin Isis. Somit sind auch die Tempelanlage imposant, beeindruckend und auf jeden Fall einen Besuch wert!